Akuter Schmerz vs. Chronischer Schmerz (Lesedauer: 6 Minuten)
Um den richtigen Umgang mit seinen Schmerzen zu finden, ist es nun wichtig, akute Schmerzen von chronischen Schmerzen zu unterscheiden.
Chronische Schmerzen können entweder als Begleitschmerz als Teil einer chronischen Erkrankung (Rheuma, Diabetes, …) entstehen, oder als eigenständige (Schmerz-)Krankheit ohne bewussten Auslöser. Nach einiger Zeit verliert der (akute) Schmerz seine (sinnvolle) kurzfristige Schutz- und Warnfunktion und wird zum chronischen Schmerz, einer eigenen und „unnützen“ Krankheit.
Wir sprechen von chronischen Schmerzen, wenn diese länger als 3-6 Monate andauern. Für gewöhnlich sind dann bereits verschiedene erfolglose Behandlungsversuche vergangen und die Schmerzen gehen mit einer bedeutsamen Beeinträchtigung des Betroffenen in Arbeit und Freizeit einher. Der Schmerz hat dann ebenfalls seine sinnvolle biologische Warnfunktion verloren.
Schauen wir uns als nächstes die Unterschiede zwischen akuten und chronischen Schmerzen an:
Akuter Schmerz | Chronischer Schmerz | |
---|---|---|
Dauer | Kurz andauernd | Länger als 3-6 Monate /wiederkehrend |
Ursache | Identifizierbar, bekannt, strukturelle körperliche Schädigung mit „Ursache“ | Vielschichtig, z.T. ohne (ausreichende) körperliche Schädigung. Schwer therapierbar. Muskulär. |
Bedeutung Funktion | Warn- und Schutzfunktion: Weitere Schädigung vermeiden! | Eigene Erkrankung! Keine Schutz- und Warnfunktion mehr. -> „Warnt“, obwohl keine (ausreichende) Schädigung oder Gefahr vorhanden ist! „Falscher Alarm“. |
Art | Spezifisch, klar, meist lokalisierbar | Diffus, dumpf, unspezifisch. Häufig verschiedene oder wechselnde Körperstellen (teilweise am ganzen Körper) |
Emotional | Wenig bis keine Beeinträchtigung | Häufig Traurigkeit, Angst, Resignation, Wut, Hilflosigkeit |
Verlauf | Schmerz nimmt über die Zeit ab | Schmerz wird stärker oder bleibt gleich, kommt wiederkehrend oder ist andauernd Häufig weitet er sich auf andere Körperstellen aus |
Therapie | Schonen, ausruhen, abwarten. Kurzfristige medikamentöse Behandlung Fokus auf das Körperliche Ziel: Schmerzfreiheit | Bewegung, Physiotherapie, Psychotherapie Fokus auf das „bio-psycho-soziale“ Modell Ziel: Lebensqualität erhöhen trotz Schmerz. Angst vor dem Schmerz überwinden. |
Heilung | Schmerzreduzierung automatisch mit Linderung der körperlichen Schädigung | Häufig Schmerzchronifizierung über die Zeit |
Beispiele | Verletzung, Schmerz nach Operation | Schmerzstörung, Fibromyalgie, Phantomschmerz, CRPS, ... |
Akuter Schmerz: Tritt plötzlich auf und verschwindet nach dem Ereignis wieder „von alleine“ (parallel zur Besserung des körperlichen Zustandes). Bewahrt uns davor, ernsthaft verletzt zu werden und sichert so unser Überleben. Wird an der Stelle der Verletzung empfunden. Biologisch sinnvoll!
Chronische Schmerzen: Die Schmerzen haben ihre Schutz- und Warnfunktion verloren. Betroffene leiden, obwohl keine Gefahr vorhanden ist. Sind eine eigenständige Krankheit, die es zu behandeln gilt, da von alleine keine Besserung eintritt. Bleibt langfristig vorhanden und verstärkt sich häufig noch mit der Zeit oder breitet sich teilweise auf andere Körperbereiche aus.
Nachdem wir nun gelernt haben, wie unterschiedlich akute Schmerzen und chronische Schmerzen sind, schauen wir uns als nächstes Modelle an, die eine Schmerzchronifizierung erklären.
Zusammenfassung:
- Ab mindestens 3-6 Monaten spricht man von chronischen Schmerzen.
- Chronische Schmerzen haben fast nichts mit akutem Schmerz zu tun.
- Akute Schmerzen verschwinden meist von selbst und sind sinnvoll.
- Chronische Schmerzen sind eine eigene unnütze Krankheit, die möglichst zeitnah zu behandeln ist.